Das erste Jahr im Leben eines Hundes ist eine besonders prägende Zeit, die mit viel Aufregung und Unsicherheiten verbunden sein kann. Die körperlichen und mentalen Veränderungen, die ein Welpe auf dem Weg ins Erwachsenenalter durchläuft, können sich in heftigen Auf und Abs widerspiegeln und Frauchen und Herrchen ordentlich beschäftigen.
Damit alle diese Zeit gut überstehen, findet sich hier eine Sammlung der wichtigsten Meilensteine im ersten Lebensjahr und Tipps, den Hund zu unterstützen.
Phase 1 - Die ersten Tage: Bindung und Geborgenheit
Die ersten Lebenswochen eines Welpen sollten von Geborgenheit, Nähe und einer liebevollen kompetenten Aufzucht bestimmt werden. Kontakt zur Mutterhündin sowie zu den Geschwistern ist bis zur wenigstens 8. Lebenswoche essentiell.
Mit dem Einzug in sein neues Zuhause beginnt die Eingewöhnungsphase und es sollte Priorität sein, diese ersten Bindungen durch eine Beziehung zum Menschen zu ersetzen. Um das Ankommen zu erleichtern, sollte dem Welpen viel Ruhe und Sicherheit vermittelt werden - "Sicherheit" kann dabei auf zweierlei Arten verstanden werden:
Du bist hier sicher: erschreckende oder negative Reize sollten in den ersten Tagen vermieden werden.
Ich übernehme die Führung: Welpen lernen, wie die Welt funktioniert, indem sie das Verhalten der Mutterhündin imitieren und von ihr angeleitet werden. Ebenso muss der Mensch die Führung übernehmen und kann dem Welpen bereits vom ersten Tag an - auf freundliche Weise - anleiten, welches Verhalten gewünscht ist und welches nicht.
Zusätzlich können Rituale sinnvoll sein, um dem Welpen in den neuen Alltag zu helfen; z.B. indem auf eine Mahlzeit immer eine Gassirunde folgt oder ein Ritual für das Schlafengehen etabliert wird (gerne genutzt wird hier beispielsweise ein nach Lavendel duftendes Tuch, das der Welpe mit Ruhe und Schlaf zu verknüpfen lernt - später kann dieses Tuch auch für das Training zum Alleine-bleiben genutzt werden).
Phase 2 - Sozialisierung und Habituation: Die Welt kennenlernen
Die Hochphase der Sozialisierung beginnt in der 8. Lebenswoche und zieht sich bis zur 16. Woche. In diesem Zeitraum öffnet sich ein "Lernfenster", indem Erfahrungen besonders intensiv erlebt und verarbeitet werden. Alles, was ein Welpe positiv erleben kann, wird dazu beitragen, dass er ein entspanntes und ausgeglichenes Wesen entwickelt.
Hier sollte der Welpe verschiedene Menschen kennenlernen dürfen (alle Altersklassen, Größen, mit Hut, laut und leise, usw.). Die Kontakte sollten neutral bis positiv verlaufen. Hierbei kann es auch sinnvoll sein, Menschen einzuladen, die dem Welpen nicht allzu viel Aufmerksamkeit schenken; ansonsten kann es vorkommen, das er die Erwartungshaltung entwickelt, jeder Besuch sei nur für ihn da. Natürlich stehen Streicheleinheiten und positiver Kontakt jedoch im Fokus!
Zusätzlich ist es wichtig, gemeinsam die Welt zu erkunden. Stattet Parks, Cafés und anderen hundegeeigneten Orten kurze Besuche ab. Auch hierbei gilt: leite den Welpen an, gib Führung vor, und er wird lernen sich in ungewohnten Situationen an seinem Menschen zu orientieren.
Phase 3 - Der Junghund: Fordern und Ruhe
Vom 4. bis zum 6. Monat hat sich aus dem Welpen ein Junghund entwickelt. Er bleibt nun länger wach, wird frecher und kann mehr gefordert werden. Die ideale Zeit, um den Grundgehorsam weiter auszubauen, bevor die Pubertät alles durcheinander wirbelt - es ist nämlich ganz und gar nicht so, dass zuvor gelerntes in der Pubertät aus dem Hundegehirn verschwindet (auch, wenn es schnell so wirken kann). Beißhemmung wird in dieser Zeit zu einem großen Thema. Da jedoch jeder Hund, jeder Mensch und jedes Team sehr individuell sind, empfehlen wir an dieser Stelle den Besuch einer Hundeschule. Ein gut ausgebildeter Trainer wird immer einen anderen Blick auf das Training haben.
Dennoch darf weiterhin nicht vernachlässigt werden, wie viel Ruhe auch ein Junghund benötigt; denn: nach müde kommt doof und zuvor trainiertes wird durch ungewünschtes aufgedrehtes Verhalten über Bord geworfen.
Phase 4 - Die Pubertät: Hund oder Monster?
Eine besonders herausfordernde Zeit, die zumeist mit dem 6. Monat beginnt und sich je nach Hund und Rasse bis zu einem Alter von anderthalb Jahren ziehen kann. Der Junghund findet Gefallen daran, Grenzen zu testen, wird unabhängiger und seine Hormone sorgen für gelegentliche „Unstimmigkeiten“ im Gehorsam.
Die wohl wichtigsten Mittel, um diese Zeit zu überstehen: Geduld und Konsequenz. Es kann hilfreich sein, sich vor Augen zu führen, dass große hormonelle Umstellungen nun sein Verhalten zeitweise mehr steuern als jede noch so gut aufgebaute Bindung.
Impulsivität bzw. die mangelnde Fähigkeit, diese zu regulieren, kann zu einem Problem werden, weshalb gezieltes Impulskontroll-Training sinnvoll sein kann; z.B. indem der Hund kleinschrittig lernt, Reizen zu widerstehen (auf Futter warten; Futterstücke werfen, ohne das der Hund hinterher rennen darf; ein Spiel unterbrechen und kurze Pausen einlegen, die belohnt werden).
Fazit
Das erste Jahr ist eine spannende Reise, die für euch beide prägend ist. Indem du deinen Hund in jeder Phase gut begleitest und ihm die Zeit und Geduld schenkst, die er braucht, legst du den Grundstein für eine lange und glückliche Beziehung. Mit einem Mix aus Training, Liebe und Verständnis unterstützt du deinen Hund optimal auf seinem Weg ins Erwachsenenalter.
Commentaires